35-Millionen-Neubau der Uni Bamberg ist fertigMehr lesen 10.10.2012

Wenn das neue Semester beginnt, werden die Studenten auch das nagelneue Uni-Gebäude auf dem Erba-Gelände nutzen. Es ist groß, top ausgestattet - und vor allem nötig.

von ANNA LIENHARDT, Fränkischer Tag

Alle sind sie zur Einweihung gekommen, und alle waren sie stolz: Die Bauherren, der Investor, Vertreter der Politik und der Universität Bamberg. Wen man dagegen kaum sah waren die, für deren Ansturm das neue Gebäude auf der Erba-Insel errichtet wurde: die Studierenden.

Aber keine Sorge, sie werden bald die Gänge fluten. Am Montag beginnt das Wintersemester. Auch bei der gestrigen Einweihungsfeier des neuen Komplexes waren die Studierenden bereits im Gebäude, nur nicht zu sehen – sie haben nebenan ihre Prüfungen geschrieben.

Zur gleichen Zeit fielen im neuen Musiksaal Worte wie „Hartnäckigkeit“, „gute Zusammenarbeit“ und „komplexes Gebäude“.

„Das war schon ein schwieriger Auftrag. Wir mussten die unterschiedliche Anforderungen der Fakultäten unter einen Hut bringen“, sagte Peter Klappan, einer der Geschäftsführer der Klappan-Gruppe. Die Firma hat im Auftrag des Freistaates Bayern das Projekt realisiert. Nach 15 Monaten Bauzeit ist alles fertig.

Bei dem neuen Uni-Gebäude handelt es sich um einen Bestellbau: Der Freistaat „bestellt“ das Gebäude bei einem privaten Investor und mietet es dann. Das Risiko für den Bauherren – die Klappan-Gruppe – war mit insgesamt 45 Millionen Euro nicht gerade klein. „Ja, ich habe einige Nächte schlecht geschlafen“, gab Marcus Bauer, ebenfalls Geschäftsführer der Klappan GmbH, zu. 35 Millionen kostete das Uni-Gebäude, 10 Millionen die Tiefgarage darunter.

Investor aus Hamburg

Bereits vor der Fertigstellung wurde der Komplex von einem Investor, der Paribus Capital GmbH mit Sitz in Hamburg, gekauft. „Wir haben gerne in dieses Vorhaben investiert. Denn was gibt es Sichereres als den Freistaat Bayern?“, fragte Geschäftsführer Joachim Schmarbeck in den voll besetzen Musiksaal und sorgte damit für Schmunzeln im Raum.

Den nächsten Lacher lockte bei der symbolischen Schlüsselübergabe der zukünftige Hausherr, Universitätspräsident Godehard Ruppert, hervor: „Wem das Haus gehört, ist mir egal, solange ich das Hausrecht habe.“
Die Idee zum Neubau auf der Erba-Insel sei mit der Gründung der Fakultät der Wirtschaftsinformatik geboren worden. „Eine zeitlang können Sie alles zusammenpferchen. Aber längerfristig braucht eine Fakultät mit hohem technischen Aufwand einen geeigneten Standort.“

Platz für 5000 Studenten

Neben der Angewandten und Wirtschafts-Informatik beherbergt der neue Bau die Kunst- und Musikpädagogik sowie die Kommunikationswissenschaft. Sie teilen sich den 18 000 Quadratmeter großen Komplex. In dem sechsstöckigen Gebäude gibt es unter anderem Lehr- und Seminarräume, zwei große Hörsäle, einen Musiksaal, eine Bibliothek und eine Cafeteria.

Viel Platz für viele Studenten. „Den brauchen wir“, betonte Staatssekretärin Melanie Huml (CSU), die auch Uni-Kuratoriumsvorsitzende ist. „Die Studentenzahlen geben uns recht: Dieses Gebäude ist notwendig!“

Diese Notwendigkeit war allerdings nicht von Anfang an von den entscheidenden Stellen gesehen worden. Das Bauprojekt war bereits von der Staatsregierung abgelehnt worden. „In einem Beschluss hieß es, auf der Erba-Insel dürfen wir nicht bauen. Also haben wir einen Antrag für die Gaustadter Hauptstraße gestellt“, erinnerte Uni-Präsident Ruppert an die Anfänge.

Die nächste Hürde musste auf der Ministerialebene genommen werden. „Auch hier wurden wir für unsere Hartnäckigkeit belohnt, als wir schließlich grünes Licht für den Mietvertrag bekommen haben“, sagte Melanie Huml. Beim Thema Bestellbau zog schließlich auch das Finanzministerium mit. „35 Millionen über einen Zeitraum von 15 Jahren abbezahlen, das ist schon ein Vorteil für den Freistaat.“

Ein Vorteil für die Studierenden ist es vor allem, dass sie bald nicht mehr kurzfrisitg wegen Überfüllung den Raum wechseln müssen. Michael Stöhr (29), hat gerade sein Studium der Kunstpädagogik abgeschlossen und findet: „Das ist kein Vergleich zur Uni in der Feldkirchenstraße. Hier sind wir sehr gut ausgestattet, die Räume sind hell und groß. An der Feki war einfach immer zu wenig Platz.“

Fabian Killer (23) hat es vor allem das „Insel-Feeling“ angetan. Er studiert Musik für Realschul-Lehramt. „Das Gebäude ist schon imposant. Aber mit der Lage im Grünen kann ich mir vorstellen, dass es gemütlich wird hier.“ In Bezug auf seinen Studiengang moniert er allerdings: „Die Technik ist top, die Akustik ein Flop. Aber es soll wohl noch Isolierungsmaterial angebracht werden.“ Darauf hofft auch Tobias Mrzyk (23), der Lehramt für Berufsschulen studiert. Er spielt mit Fabian in der Jazz-Kombo, die bei der Einweihung des Gebäudes aufgetreten ist. Mehr Platz sei natürlich super. Aber: „Hier ist es so kühl und unberührt. Die alte Feki ist zwar heruntergekommen, aber dadurch auch irgendwie wohnlich und eingelebt.“

Zumindest mit der Unberührtheit dürfte es ab Montag vorbei sein, wenn 5000 Studenten durch die Gänge des 35-Millionen-Gebäudes schlappen.