Hier ist viel Raum für kreative Köpfe!Mehr lesen 13.05.2012

von CHRISTIAN BROßMANN, inFranken,de

„Das ist ein architektonisches Kleinod, hier ist Platz für Ateliers, Ausstellungen, Seminare, Kreativbüros, Theateraufführungen… Die sogenannten Berghallen sind ideal für ein Zentrum der Coburger Kreativwirtschaft geeignet“, sagt Auwi Stübbe.
Die etwa 32 mal 32 Meter große Fläche des Dachgeschosses, ist zugestellt mit Flaschen, Exponaten, Holz, Material vergangener Designtage und diversem Krimskrams. Dank ausgeklügelter Dachkonstruktion kommt der riesige Raum mit wenigen Stützbalken aus. Boden, Dach, Balken und Wände wirken gut in Schuss. Nur an einer Stelle hat das Dach ein Loch, durch das Feuchtigkeit eindringt.

Ein Nutzungskonzept muss her

Immerhin ist der Abriss der Berghallen vom Tisch. Die sollten nämlich ganz oder teilweise dem auf dem Design-Campus geplanten Studentenwohnheim weichen. Die Bäume ringsum wurden schon gefällt. In der vergangenen Woche aber erklärte der Investor, Peter Klappan, die Berghallen erhalten zu wollen. Und das, obwohl es noch kein Nutzungskonzept gibt. Dafür aber umso mehr Ideen – und für die wäre jede Menge Platz.
Allein der frühere, von Studenten so bezeichnete „Tanzsaal“ und der Raum, in dem jetzt noch die Maischebecken stehen, bieten eine Nettonutzfläche von rund 1000 Quadratmetern (qm), zwei Mal 500 qm stützenfreier Raum. Die Fläche darunter, in der sich die fünf Gewölbe befinden, hat etwa 700 qm. Dazu noch das große Gewölbe mit der beeindruckenden Höhe von rund elf Metern, das sich über alle Geschosse erstreckt.
In den zurückliegenden Jahren wurden die Gewölbe während der Designtage für Präsentationen und Ausstellungen genutzt: Die Berghallen sind legendär für ihre Designtagefeste. In einem anderen Raum stehen noch Bühne und Kulissenreste einer Theateraufführung.

Die Bausubstanz ist gut

Der bauliche Zustand des Gebäudes macht Auwi Stübbe nicht bange. „Die Substanz ist gut. Man müsste die Wände abstrahlen – fertig.“ Auch laute Musikveranstaltungen – Stichwort: Samba – hält er für möglich, denn ringsum gibt es kaum Nachbarn. „Tür zu, dann hört draußen kein Mensch mehr was.“ Stübbe befühlt die meterdicke Außenwand des Gebäudes aus dem späten 19. Jahrhundert. „Was die früher an qualitätvoller Handarbeit investiert haben, einfach unglaublich!“

An der Fassade wäre einiges zu tun, an einer Stelle sprießt ein Bäumchen aus der Mauer. In der Vergangenheit wurden kleinere Reparaturen an Wänden und Dach ausgeführt. Auwi Stübbe ist in Gedanken schon weiter: „Ich würde versuchen, das als Projekt zusammen mit willigen Helfern herzurichten. Mit fünf, sechs Leuten wäre in einem halben Jahr viel zu schaffen.“

Das Herrichten und Nutzbarmachen der Berghallen würde viel Geld kosten, das ist Stübbe klar. Doch ihm geht es nicht um einzelne Euro-Beträge, sondern um den strategischen Rahmen. „Die Stadt Coburg, die sich gern und auch zu Recht als Standort der Kreativwirtschaft bezeichnet, steht an dritter Stelle bei der Dichte der in der Kreativwirtschaft tätigen Menschen, nach Frankfurt und Erlangen.“ Mit der Design-Fakultät im Hofbrauhaus sei der Anfang gemacht, in den Berghallen könne es weitergehen. „Man muss erstmal einen Nukleus schaffen, daraus kann sich dann viel ergeben, so war es vor circa 15 Jahren auch beim Hofbrauhaus.“

Stübbes Gedanken fliegen übers Hofbräugelände hinaus, Richtung „Band der Wissenschaft“ rund um den ehemaligen Güterbahnhof, das im Integrierten Stadtentwicklungskonzept empfohlen wurde. Dafür könnte der Design-Campus nebst „Zentrum der Coburger Kreativwirtschaft“ in den Berghallen ein strategisches Verbindungsstück sein. „Wir müssen hier Bedingungen für kreative Köpfe bieten, um Ansiedlungen von Unternehmen zu ermöglichen.“

Jetzt, da der Fortbestand der Berghallen gesichert ist, möchte Auwi Stübbe Denkanstöße für die künftige Nutzung geben. Dass es mit reiner Liebhaberei nicht getan ist, weiß er. Am besten wäre ein wasserdichtes Konzept für eine langfristige Nutzung. Dazu müssten möglichst viele potenzielle Nutzer von den Möglichkeiten wissen, die die Berghallen bieten. Eines ist schon absehbar: An Ideen mangelt es nicht.