Gewölbe, Labore und Platz für ein HausMehr lesen 05.05.2012

Das neue Hochschulgebäude für die Fakultäten Architektur und Bauingenieurwesen nimmt Gestalt an. Die Herausforderung für den Architekten besteht in der Verbindung von alten Gebäudeteilen mit den Anforderungen an ein modernes Lehr- und Forschungsgebäude.

von SIMONE BASTIAN, Coburg Stadt

projektentwicklung hochschuleTonnengewölbe, jedes so groß wie das Schiff einer Dorfkirche. Acht solcher Gewölbe bilden den Unterbau des neuen Hochschulgebäudes für die Bauingenieure und Architekten. Es sind die ehemaligen Lagerkeller der Coburger Hofbräu. Sechs von ihnen werden künftig als Werkstätten dienen. Die beiden hintersten (vom Hofbrauhaus gesehen) nehmen vorerst nur Haustechnik-Anlagen auf. Oben drüber kommt eine Mensa.

Seit über 20 Jahren plant und baut Harald Eichhorn auf dem Hofbräugelände. Zuerst im Auftrag der Schörghuber-Immobiliengruppe, seit 2010 im Auftrag der Bamberger Klappan- Gruppe. Peter Klappan, Gründer und Geschäftsführer, sieht sich anerkennend um, lobt Details. Da wären die schmalen Holzfenster, die immer wieder das Band der breiten Alufensterrahmen unterbrechen. Sie nehmen dem Fensterband etwas von seiner Strenge und sind praktisch: Ein schmales Fenster ist weniger im Weg, wenn es zum Lüften geöffnet wird, erläutert Eichhorn.

„Wir hätten hier viel billiger bauen können“, betont Peter Klappan. „Aber unser Anspruch war ein anderer.“ Der teuerste Teil sind die Kellergewölbe: Sie werden von innen überputzt, aber so, dass die Feuchtigkeit über die nächsten Jahre hinweg langsam aus dem Sandstein nach außen entweichen kann. Anstelle der gemauerten kommt eine Glasfassade, die Einblicke in die Metall- und Holzwerkstätten ermöglicht. „So bleibt der Charme erhalten“, schwärmt Peter Klappan.

Doch die Baukosten, sagt Harald Eichhorn, machen ohnehin bestenfalls 60 Prozent der Gesamtkosten von rund 25 Millionen Euro aus. Das übrige Geld steckt in der Haustechnik: Lüftung, Heizung, Strom- und ITNetzkabel.

Bis zum 30. August muss der Bestellbau fertig sein. Dann wird er der Hochschule Coburg übergeben. Bestellbau heißt er, weil er nach den Raumvorgaben der Hochschule errichtet wird: Labore, Hörsäle, Büros, Seminarräume, ein Foyer mit Caféteria. Davon sieht man noch nicht viel: Im hinteren Teil des Gebäudes sind schon Fenster eingesetzt und Strippen gezogen. Vorne, also auf Hofbrauhaus und Braumeistervilla zu, stehen die Stahlstützen noch dicht an dicht. Hier soll das Foyermit Freitreppe und Caféteria hin, daneben ein zweigeschossiges Labor, in das locker ein Einfamilienhaus hineingebaut werden könnte. Dafür ist dieses Labor auch gedacht, erläutert Harald Eichhorn, der Architekt: Die angehenden Bauingenieure und Architekten sollen in der Praxis ausprobieren können, was sie theoretisch planen.

Unten parken, obendrüber wohnen

Johann Tost ist ein Coup gelungen: Der Geschäftsführer des Studentenwerks Oberfranken konnte die Oberste Baubehörde im Innenministerium davon überzeugen, dass in Coburg noch ein Wohnheim gebaut werden muss. Erst vor wenigenWochen hatte das Studentenwerk das neueHaus am Campus Friedrich-Streib-Straße eingeweiht. Doch das Hofbräugelände, das ab dem Wintersemester die komplette Fakultät Design mit den Fachbereichen Produktdesign, Innenarchitektur, Architektur und Bauingenieurwesen beherbergen wird, erhält die Hochschule einen zweiten Campus.Und der braucht ein eigenes Wohnheim. Die Oberste Baubehörde hat zugesagt, es zu fördern. 26500 Euro gibt sie pro Wohnheimplatz dazu, damit die Mieten niedrig bleiben. Studentenwerk und Klappan-Gruppe wollen das Wohnheim gemeinsam bauen. „Der Vertrag wird gerade ausgearbeitet“, sagt Tost. Die Kosten für das Haus mit rund 100 Betten werden auf rund sieben Millionen Euro geschätzt. Weil aber öffentliches Geld fließt, muss ein europaweiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Das soll noch in diesem Jahr geschehen, damit ab dem nächsten gebaut und 2014 das Wohnheim übergeben werden kann. Betrieben wird es vom Studentenwerk.

Auch Harald Eichhorn, der Architekt des Hofbräugeländes, will sich an demWettbewerb beteiligen. Nach über 20 Jahren Arbeitmit und auf dem Areal sei es ihm „eine Herzensangelegenheit“. Er hat schon vor gut zehn Jahren den Bebauungsplan entworfen, der heute als Grundlage für den Erweiterungsbau dient. Darin ist ein Studentenwohnheim Bereich der Berghalleneingezeichnet. Anstelle des Braumeisterhauses vorne, neben dem Hofbrauhaus, sieht der Bebauungsplan ein Hochschulund Institutsgebäude vor, das bis zu sieben Geschossen hoch werden könnte.

Nun soll aber genau in diesem Bereich das Wohnheim entstehen, mit einer Parkpalette als Untergeschoss und den Appartements obendrauf. Karl Baier, Chef des Coburger Stadtplanungsamts, hofft, dass damit der sieben Stockwerke hohe Turm neben dem Hofbrauhaus vom Bebauungsplan verschwinden kann. Der Bebauungsplan werde angepasst, sobald – nach dem Architektenwettbewerb – klar ist, wie das Wohnheim aussieht, sagt Baier.